Kos­ten­lo­se Tam­pons und Bin­den am HGS

Viel­leicht hat es die eine oder ande­re schon bemerkt: Seit Dezem­ber hängt ein sil­ber­ner Metall­be­häl­ter auf der Mäd­chen­toi­let­te neben der Men­sa. Aber wel­che Funk­ti­on hat er, wes­halb wur­de er ange­schafft und von wem? 

Von Hen­drik Röhr 

Bei dem sil­ber­nen Metall­be­häl­ter han­delt es sich um einen Spen­der für Hygie­ne­ar­ti­kel, also Bin­den und Tam­pons in ver­schie­de­nen Grö­ßen. Die­se kön­nen bei Bedarf ein­fach ent­nom­men und ver­wen­det wer­den – kos­ten­los! Denn die Schü­ler­ver­tre­tung, kurz SV, ist fest über­zeugt, dass alle Schü­le­rin­nen frei­en Zugang zu Hygie­ne­ar­ti­keln haben soll­ten, unab­hän­gig von ihrem sozio­öko­no­mi­schen Status. 

Ent­ta­bui­sie­rung der Peri­ode & Periodenarmut

Obwohl die Mens­trua­ti­on von Mäd­chen und Frau­en einen ganz natür­li­chen Bestand­teil des Lebens dar­stellt, emp­fin­den vie­le das The­ma als unan­ge­nehm und ver­mei­den es. Fio­na Stan­scheit, Mit­glied der SV, erklärt: „Da die Mens­trua­ti­on häu­fig noch ein Tabu­the­ma in vie­len Tei­len der Gesell­schaft ist, den­ke ich, dass die Hygie­ne­spen­der einen Schritt zur Nor­ma­li­tät bei­tra­gen“. Die­ses ver­brei­te­te Denk­mus­ter möch­te die SV bewusst auf­bre­chen und somit die Ent­ta­bui­sie­rung der Peri­ode vor­an­brin­gen. Denn Teil der Rea­li­tät ist auch, dass es Mäd­chen und Frau­en gibt, die sich schlicht­weg kei­ne Tam­pons oder Bin­den leis­ten kön­nen und etwa ein­fa­ches Klo­pa­pier als Ersatz benut­zen müs­sen. Die­se Umstän­de bezeich­net man als „Peri­oden­ar­mut“. Dabei han­delt es sich um kein sel­te­nes Phä­no­men, denn laut einer bri­ti­schen Stu­die zum Mens­tru­al Health Day 2020 lit­ten wäh­rend des Coro­na Lock­downs drei von zehn Mäd­chen im Ver­ei­nig­ten König­reich unter Peri­oden­ar­mut. Ange­sichts des ver­gleich­ba­ren Ent­wick­lungs­stan­des ist es nahe­lie­gend, dass die­ser Wert auch für Deutsch­land reprä­sen­ta­tiv ist. 

Bil­dungs­ge­rech­tig­keit

Die Repor­te­rin Lara Triz­zi­no hat fest­ge­stellt, dass es in män­chen Fäl­len sogar so weit geht, dass eini­ge Mäd­chen aus Scham vor der Mens­trua­ti­on gar nicht erst zur Schu­le kom­men. Ein wei­te­rer Beweg­grund der Schü­ler­ver­tre­tung sei daher die Bil­dungs­ge­rech­tig­keit, so Hen­drik Röhr, stellv. Schü­ler­spre­cher und Mit­in­itia­tor des Pro­jekts. Er betont: „Soll­ten wir es schaf­fen, das Ange­bot der kos­ten­lo­sen Hygie­ne­ar­ti­kel lang­fris­tig zu eta­blie­ren, dann bin ich fest über­zeugt, dass wir mit unse­rem Pro­jekt einen lang­fris­ti­gen Bei­trag zur Bil­dungs­ge­rech­tig­keit am Hum­boldt­gym­na­si­um leisten“. 

Über­ge­ord­ne­tes Ziel der SV-Arbeit ist es grund­sätz­lich, Schu­le zu einem Wohl­fühlort für alle zu machen, unab­hän­gig von indi­vi­du­el­len Fak­to­ren wie sozia­ler Her­kunft. Das Pilot­pro­jekt als sol­ches sowie die Anschaf­fungs­kos­ten für den Tam­pon- und Bin­den­spen­der i.H. von 150€ wer­den aktu­ell durch die Schü­ler­ver­tre­tung eigen­stän­dig finan­ziert. Die monat­li­chen Kos­ten für die Tam­pons und Bin­den selbst bewe­gen sich im nied­ri­gen zwei­stel­li­gen Bereich. Lang­fris­tig erhofft sich die Schü­ler­ver­tre­tung, dass die lau­fen­den Kos­ten vom Schul­trä­ger, also der Stadt Solin­gen, über­nom­men werden. 

Die SV ist fest ent­schlos­sen, der Stig­ma­ti­sie­rung der Peri­ode sowie der Peri­oden­ar­mut selbst ent­ge­gen­zu­tre­ten und hofft, dass sie mit ihrem Vor­ha­ben Unter­stüt­zung sowohl inner- als auch außer­halb der Schul­ge­mein­schaft fin­det. Ers­te posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen zum Pro­jekt gab es bereits von eini­gen Schü­le­rin­nen und von der Schulkonferenz. 

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