Das Humboldtgymnasium blickt auf eine über 100jährige Geschichte zurück. Dies scheint manchem Historiker nur eine kurze Spanne zu sein, doch bedeutet sie viel für die Spanne einer Schule, zumal die zugehörige Zeitgeschichte so überreich an Ereignissen war und Schule überall und jederzeit ein Spiegelbild der jeweils herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen ist. Das beweist auch die Geschichte des Humboldtgymnasiums; jeder Wandel der Welt außerhalb suchte und fand seine Auswirkung auch innerhalb der Schulmauern.
Schon der Wunsch nach einer eigenen anerkannten höheren Schule war eine Folge der fortschreitenden Entwicklung der beiden damals aufblühenden Städte Ohligs und Wald, die um 1900 zusammen rund 40.000 Einwohner zählten. Die bestehenden höheren Knabenschulen, welche die Klassen VI — UIII umfassten und von denen die Ohligser Schule ihre Anfänge bis 1858, die Walder noch weiter zurückführte, ohne dass ein bestimmtes Gründungsjahr festgestellt werden könnte, genügten den Ansprüchen nicht mehr.
So waren 1903 die schon lange vorhanden Bemühungen erfolgreich, diese beiden Schulen zusammenzulegen und zu einer Realschule auszubauen. Man wählte den Typ der Realschule, weil sie dem Bedürfnis der überwiegend gewerbetätigen Bevölkerung am ehesten entsprach und weil sie die von vornherein beabsichtigte spätere Angliederung eines Realgymnasiums erleichterte. Denn die Realschule hatte die Sprachenfolge Französisch (VI ‑UII) und Englisch (UIII — UII), so dass von UIII an ohne besonderen Umbau ein Reformrealgymnasium (Französisch VI — OI, Lateinisch UIII — OI, Englisch UII ‑OI) angegliedert werden konnte. 1904 wurde das Schulgebäude am Weyer eingeweiht, 1905 fand die erste Schlussprüfung der Realschule statt, 1906 wurde ein Reformrealprogymnasium angegliedert und 1907 wurde beschlossen, das Realgymnasium zur Vollanstalt auszubauen, der dadurch notwendige Erweiterungsbau wurde schon m Herbst 1908 vollendet. Die ersten Abiturienten verließen 1912 die Schule; inzwischen war die Schülerzahl von 204 (1904) auf 458 gestiegen und außer dem Direktor lehrten 19 Lehrkräfte in 15 Klassen — außerdem erteilten noch drei Pfarrer nebenberuflich Religionsunterricht.
Trotz der Nöte und Schwierigkeiten während des ersten Weltkrieges nahm die Schule einen weiteren Aufschwung; die Schülerzahl stieg im letzten Kriegsjahr (1918) auf 501, so dass in diesem Jahr zum ersten Mal und dann wieder 1924 eine dritte Sexta eingerichtet wurde.
Der Übergang von der Monarchie zur demokratischen Republik brachte der Schule zunächst eine Erweiterung der Schülerselbstverwaltung (SV), die das Lehrerkollegium aus eigenem Antrieb schon 1919 eingeführt hatte,“um die älteren Schüler zur äußeren Ordnung und somit zur Miterziehung ihrer jüngeren Kameraden heranzuziehen und durch die Vermittlung von Vertrauensmännern der einzelnen Klassen das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern vertrauensvoller zu gestalten”.
Von 1920 an wählten die Klassen UII — OI je drei Sprecher, die zusammen den Schülerausschuss bildeten, der das Recht hatte, Direktor und Lehrerkollegium Wünsche und Anregungen der Schülerschaft zu unterbreiten.
Im gleichen Jahr wurde auch die Einrichtung der Elternbeiräte geschaffen, um ein enge Verhältnis zwischen Schule und Elternhaus herbeizuführen.
Die einschneidendste Änderung jedoch ergab sich durch die Schulreform vom Jahre 1925. Die Reihenfolge des Lateinischen und Englischen wechselte, so dass nunmehr der französische Unterricht in VI (wie bisher), der englische in UIII, der lateinische in UII begann.
Der gemeinsame Unterbau von Realgymnasium und Realschule umfasste jetzt also die Klassen VI — OIII, die Realschule hatte nur noch eine selbständige Klasse, die UII r. Besonders bedeutsam war aber, dass der Lateinunterricht von UII an nur noch über 4 Wochenstunden verfügte, während er vorher 8 Wochenstunden von UIII an umfasste. Die Folge war ein erhebliches Absinken der Ergebnisse des Lateinunterrichts.
Das Streben nach einem engeren Verhältnis zwischen Schüler‑, Eltern und Lehrerschaft führte 1932 zum ersten Schulfest im Engelsbergerhof. Es hatte einen so großen Erfolg, dass es zu einer ständigen Einrichtung wurde. Da sich die Schule auch bei anderen Anlässen in der Öffentlichkeit dadurch auszeichnete, dass sie immer mit einer großen Geschlossenheit auftrat, lag es nahe 1926 eine Schülermarschkapelle mit Trommler- und Pfeiferkorps zu gründen.
Dies alles waren Zeichen dafür, dass sich die Verhältnisse normalisierten, dass die Entwicklung der Schule wieder in friedensmäßigen Bahnen verlief, in denen man nicht nur das Notwendige sondern auch das Wünschenswerte tun konnte. So wurde das 25jährige Jubiläum der Schule, dessen musikalischen Teil neben der Schülerkapelle auch das 1909 gegründete Schulorchester bestritt, im Gefühl der Befriedigung über das Erreichte und in der Hoffnung auf eine weitere günstige Entwicklung der Schule gefeiert. Der offizielle Festakt, dem am Vorabend ein Fackelzug von Wald nach Ohligs vorangegangen war, fand am Morgen des 21.5.1928 im Stadtsaal Wald statt, dem mittags ein Festessen in einem Hotel in Ohligs und abends ein geselliges Beisammensein in der von Eltern und Schülern bis auf den letzten Platz besetzten Ohligser Festhalle folgte.
1928 erfolgte die Zusammenlegung der vier Städte Ohligs, Wald, Höhscheid und Gräfrath mit Solingen zu einer Großstadt.
Im Zuge der Rationalisierung des nunmehr großstädtischen Schulwesens wurde 1930 die höhere Mädchenschule in Wald aufgelöst und die dort tätigen Lehrkräfte auf die übrigen Schulen Solingens verteilt. Die beabsichtigte Errichtung eines Ohligs-Walder Oberlyzeums kam nicht mehr zustande, allein schon wegen der stärker einsetzenden Weltwirtschafskrise, die auch Deutschland schnell in ihren Bann zog. Für die Lehrer des Humboldtgymnasiums hatte das zur Folge, dass die Pflichtstundenzahl erhöht und die Pensionierungsgrenze auf 62 Jahre herabgesetzt wurde und die Schülerzahlen erheblich absanken (z.B. 1934: 296)
Dem Einbruch des Nationalsozialismus in den Staat folgte der Einbruch in die Schule. Die Hitlerjugend erhob schnell den Anspruch, als gleichberechtigter Erziehungsfaktor (“Jugend muß durch Jugend erzogen werden”) neben Elternhaus und Schule zu treten. Die Schule sollte sich immer mehr dem “Dienst” in der HJ anpassen, die Jungen wurden zu Lehrgängen und Schulungslagern einberufen, der “Staatsjugendtag” wurde eingeführt. So entstand ein dauernder stiller Kampf um die Jugend, in dem sich die Eltern auch unserer Schule immer mehr auf die Seite der Schule stellten, da sie , so sehr auch vielen Jungen diese Lebensform gefallen mochte, die unvermeidbaren Schäden einer stets geringer und oberflächlicher werdenden Schulbildung erkannten.
Zudem wurde der Unterricht weitgehend in Mitleidenschaft gezogen durch zahlreiche Feste, an denen sich die Schule beteiligen musste; ferner durch die zwei- oder dreiwöchigen sogenannten nationalpolitischen Lehrgänge in Jugendherbergen und Schullandheimen, wobei jedoch der größere Teil der Lehrer versuchte, diese Einrichtung, soweit wie möglich, in heimat- und volkskundlichem Sinne nutzbar für die Schüler nutzbar zu machen. Des Weiteren wurde der Lehrstoff in den einzelnen Unterrichtsfächern stark umgestaltet. Die Biologie sollte Rassekunde und Vererbungslehre in den Vordergrund stellen. In den mittleren Klassen wurden Flugzeugmodellbaukurse eingerichtet, im Physikunterricht der mittleren Klassen war die Physik des Fliegens und des Flugzeuges zu behandeln. Die oberen Klassen sollten dem praktischen Segelsport zugeführt und in Arbeitsgemeinschaften für Flugwissenschaft zusammengefasst werden. Wenn diese Forderungen z.T. auch ohne den Nationalsozialismus im Zuge der Zeit lagen, so waren sie damals jedenfalls in der Absicht vormilitärischer Erziehung angeordnet.
Das Schlimmste aber war, dass auch bei uns jene Atmosphäre der Beobachtung, ja der Bespitzelung auf der einen Seite, des Misstrauens und Versteckspiels auf der anderen entstanden, die damals das ganze Volk durchzog. Diesem System fiel auch der damalige Schulleiter zum Opfer, der trotz äußerer Korrektheit seine wahre Gesinnung nicht verbergen konnte, dem man 1939 den Prozess machte und ihn in den Ruhestand versetzte.
In diese Zeit, und zwar in das Jahr 1935, fiel die Umbenennung der Schule in “Humboldt-Realgymnasium Solingen”. Sie war eine Folge der zentralistischen Bestrebung der damaligen Solinger Stadtverwaltung, die überall den Namen Solingen in Erscheinung treten lassen wollte. Für die Wahl des neuen Namens waren rein äußere Gründe maßgebend: zur Zeit der Errichtung der Schule hatte man die an der Schule vorbeiführende Straße “Humboldtstraße” benannt; der Name führte dann 1935 dazu, denselben Namen auch der Schule zu geben, ein Name, der angesichts der Verdienste insbesondere Wilhelm von Humboldts um das höhere Schulwesen zweifellos mehr als berechtigt war, der aber auch zeigte, wie ahnungslos die damals zuständigen Behörden waren, indem sie die Genehmigung zur Führung eines Namens erteilten, der in seinem liberalen, universalen, ja philosemitischen Trägern alles andere als ein nationalsozialistisches Symbol darstellte.
Zwei Jahre später, 1937, erfolgte die Kürzung der höheren Schule um ein Jahr auf acht Jahre, damit die Abiturienten ein Jahr früher dem Arbeits- und Wehrdienst zugeführt werden konnten. Der Leistungsgrad, der durch die zunehmende außerschulische Inanspruchnahme der Jungen ständig gesunken war, fiel dadurch rapide.
Im folgenden Jahr, 1938, verwandelte dann eine völlige Neuordnung des höheren Schulwesens alle Schulen in “Deutsche Oberschulen”. Hierbei wurde die Sprachenfolge grundlegend geändert. Die erste Fremdsprache wurde Englisch, die zweite Lateinisch (von Klasse 8 an; die lateinischen Bezeichnungen Sexta usw. wurden ebenso abgeschafft wie die Schülermützen).
Die Oberstufe wurde in einen sprachlichen und in einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig gegabelt, so dass Französisch nur noch in dem sprachlichen Zweig der Oberstufe erlernt werden konnte.
Der Unterricht in Deutsch, Geschichte und Erdkunde wurde verstärkt.
Die Biologie erhielt in allen Klassen zwei Wochenstunden.
Die Zahl der wöchentlichen Turnstunden wurde auf fünf erhöht.
Die Religionslehre wurde von der sechsten Klasse an auf eine Wochenstunde beschränkt und später nur noch in den Klassen 5 bis 9 unterrichtet.
Die Schule wurde wieder umbenannt, diesmal in “Humboldtschule Solingen” mit dem Untertitel “Oberschule für Jungen”; der Realschulzweig fiel endgültig weg.
Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges nahmen die Störungen des Schullebens naturgemäß in stets stärker werdendem Maße zu. Aus dem Lehrerkollegium wurden immer mehr zum Wehrdienst eingezogen und in zunehmenden Maße durch Damen ersetzt.
Im ersten und letzten Kriegsjahr waren Teile des Schulgebäudes durch militärische Abteilungen belegt. Die Schüler der oberen Klasse wurden in immer kürzer werdenden Abständen zu vormilitärischen Übungen und Ernteeinsätzen (u.a. auch in der Lüneburger Heide) einberufen.
Vor allem aber griffen die allmählich häufiger werdenden Luftalarme immer stärker in das Schulleben ein. Bei nächtlichen Alarmen musste die erste oder die beiden ersten Stunden freigeben werden, um den jüngeren Schülern die Möglichkeit zum Ausschlafen zu geben, während die Lehrer und Schüler der oberen Klassen nachts eine Luftschutzwache im Schulgebäude zu stellen hatten. Als seit 1943 die Tagesalarme hinzukamen, mussten immer häufiger die in jeder Hinsicht unzulänglichen Schutzräume aufgesucht werden.
Anfang 1944 wurde die Humboldtschule mit sofortiger Wirkung geschlossen und in das weniger luftgefährdete Oberhof in Thüringen verlegt.
Die Eingewöhnung in die neue Umgebung und das Lagerleben bedeuteten für Schüler und Lehrer eine erhebliche Umstellung, der nicht alle gewachsen waren, so dass schon in den ersten Tagen einige Kinder wegen Heimwehs nach Hause geschickt werden mussten. Im Ganzen aber konnte der Bestand während des ersten Halbjahres gehalten werden, da zunächst Daheimgebliebene später nachfuhren, denn die in der August-Dicke-Schule eingerichtete Sammelschule durften nur die besuchen, denen ein amtsärztliches Attest bescheinigte, dass sie zur Verschickung untauglich waren.
Inzwischen machte sich in Oberhof ein Missstand fühlbar, der sich auf die Dauer unheilvoll auswirkte: der ständige Widerstreit zwischen den schulischen Belangen und den Bemühungen der HJ (Hitlerjugend). Über die Lagermannschaftsführer (die nicht zur Schule gehörten) und die Wirtschaftsleiterinnen suchte sie immer stärker Einfluss auf die Jungen zu gewinnen. Sie wollte von einer verlegten Humboldtschule nichts wissen, sondern nur von Pimpfen im KLV-Lager (Kinderverschickungslager). Die Eltern sollten möglichst ferngehalten werden. Täglicher HJ-Dienst und häufige Lagerbesichtigungen durch HJ-Führer sollten die Schüler dazu bringen, Schule und Unterricht als zweitrangig zu betrachten. Dagegen wehrte sich aber die Lehrerschaft energisch, da die Eltern sich zu einer Trennung von ihren Kindern doch nur deshalb entschlossen hatten, um einen geregelten und ungestörten Unterricht zu sichern.
So kam es bald zu ernsthaften Auseinandersetzungen, vornehmlich in der Frage der Feriengestaltung. Für die Osterferien wurde den Schülern eine Heimreise nicht gestattet. Als dann die meisten Eltern ihre Kinder kurzerhand für die Ferien selbst nach Hause holten, wurden zur Strafe für diese Eigenmächtigkeit die 94 Schüler, die aus den Ferien zurückkehrten, ohne Rücksicht auf die Klassenstufen bunt durcheinander nach Schmiedefeld, Meinigen und Finsterbergen verlegt. Erst nach langen Verhandlungen gelang es, die Schüler wieder an einen Ort, und zwar nach Finsterbergen bei Gotha zusammenzuziehen (September 1944). Hier waren die Kinder in drei Pensionen wesentlich schlechter untergebracht als in Oberhof. Da die Mehrzahl der Lehrer Zimmer in diesen Häusern nicht zugestanden wurden, war eine Betreuung außerhalb der Unterrichtszeit fast illusorisch. Auch die Kohlezuteilung wurde immer geringer, so dass in der Freizeit Lehrer und Schüler in den Wald zogen, um Brennmaterial zu sammeln. Schließlich mussten sogar Bäume gefällt werden, nach Hause befördert und zerkleinert werden.
In der letzten Zeit schließlich wurde der Unterricht häufig wegen Fliegeralarm unterbrochen, obwohl Luftschutzräume nicht vorhanden waren. So erschienen immer mehr Eltern in Finsterbergen, um ihre Kinder auch gegen den Willen der Behörde zurückzuholen. 56 Jungen waren noch zurückgeblieben, als am 9.April 1945 — 8 Tage vor der Besetzung Solingens — die Amerikaner in Finsterbergen einrückten. Da die Rückführung in die Heimat von den amerikanischen Dienststellen nicht genehmigt wurde, machten sich Schüler und Lehrer nach und nach truppweise auf die Heimwanderung und kamen auch alle wohlbehalten zu Hause an.
Ein Lastwagen, der einen Monat später von der Stadtverwaltung Solingen ausgesandt wurde, um das in Finsterbergen verbliebene Eigentum der Schüler und der Schule zurückzuführen, kam nur noch bis Werra; dort verwehrten ihm russische Posten die Weiterfahrt.
In der Schule selbst wurden 1944–45 die Schüler unterrichtet, die zum Dienst als Luftwaffenhelfer noch nicht verpflichtet oder tauglich waren. Am 31.12.44 wurde das Schulgebäude durch Luftangriff erheblich beschädigt, doch infolge der Belegung durch militärische Abteilungen notdürftig wieder instand gesetzt. Auch die in Ohligs und Wald wohnenden Mädchen der August-Dicke-Schule, die ihre eigene Schule nicht mehr erreichen konnten, da die Straßenbahn durch den Luftangriff lahm gelegt war, besuchten unsere Schule. Der Unterricht endete am 14.4.1945. Am 16.4.1945 rückten auch in Solingen die Amerikaner ein.
Vom 16.4.1945 bis zum 30.9.1945 war die Schule auf Anordnung der Militärregierung geschlossen. Bei der Neuöffnung des Gymnasiums blieb das Kennzeichen einer starr festgelegten Sprachenfolge erhalten, nur dass an Stelle von Englisch jetzt von Sexta an (die alten Klassenbezeichnungen wurden wieder eingeführt) Lateinisch, von Quarta an Englisch und im neusprachlichen Gymnasium, das man für das Humboldtgymnasium der Tradition entsprechend wählte, von UIII an Französisch gewählt wurde.
Die Dauer der Schule war nun so, dass nach dem Willen der damaligen Reformer alle Schüler die ganze Schule durchlaufen sollten. Eine mittlere Reife sollte es nicht geben. Für diejenigen, die einen nur sechsjährigen Lehrgang durchlaufen wollten, sollten Mittelschulen eingerichtet werden, welche die Bezeichnung “Realschule” erhielten. Die heutige Realschule darf also nicht mit der früheren Realschule, wie sie von 1903–38 in Ohligs bestanden hat, verwechselt werden.
Der Religionsunterricht wurde wieder mit zwei Wochenstunden eingesetzt und der Unterricht in Leibensübungen auf zwei Wochenstunden gekürzt. 1950 wurde eine freiere Gestaltung der beiden Abschlussklassen eingeführt; in allen Schulfächern konnten Arbeitsgemeinschaften gebildet werden, an denen Schüler je nach Wahl teilnahmen; außerdem bestanden am Humboldtgymnasium Arbeitsgemeinschaften in Philosophie, Spanisch und Gegenwarts- bzw. Rechts- und Wirtschaftskunde. Von der inzwischen gebotenen Möglichkeit, eine Sexta mit Englisch beginnen zu lassen, machte unsere Schule seit 1951 Gebrauch; diese Sextaner erhielten Lateinunterricht erst von Quarta an. Ein immer noch stark beschädigtes Gebäude, keine Heizung, steigende Schülerzahlen, starker Raum- und Lehrermangel prägten das damalige Bild.
Kriegsteilnehmer, deren Reife- oder Vorsemestervermerk nicht mehr anerkannt wurde, kehrten auf die Schule zurück und mussten in Sonderlehrgängen (insgesamt vier) zur Reifeprüfung herangebildet werden. Der letzte Sonderlehrgang wurde 1949 entlassen, zum gleichen Zeitpunkt, an dem auch die ersten Abiturienten mit wieder neunjährigem Ausbildungsgang die Schule verließen.
Dazu kam, dass die Schule auch dem Lyzeum, das vom 1.7.1944 bis zum 31.7.1948 der Leitung der Humboldtschule unterstellt war, über 5 Jahre lang Gastrecht gewähren musste, was durch Wechselunterricht (je eine Woche vor- bzw. nachmittags) ermöglicht wurde. Am 15.04.1953 feiert unsere Schule ihr 50jähriges Bestehen. Es fanden Festgottesdienste in der evangelischen und der katholischen Kirche in Ohligs statt. Nachmittags und abends wurde Eltern, Lehrern und Freunden der Schule in der Turnhalle des Wald-Merscheider Turnvereins ein Programm geboten, das vorwiegend von Schülern gestaltet war. Im Jubiläumsjahr zählte die Schule 577 Schüler, die von 27 hauptamtlichen und drei nebenamtlichen Lehrkräften unterrichtet wurden.
Die zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts der Schulgeschichte wird in knapper Übersicht dargestellt:
1956:
Die diesjährigen Bannerwettkämpfe richtet die Stadt Solingen aus, das Humboldtgymnasium wird zum sechsten Mal Sieger.
1971:
Die Koedukation wird eingeführt; das neusprachliche Humboldtgymnasium erhält einen naturwissenschaftlichen Zweig.
1972:
Mit der Reform der Mittelstufe werden die Gymnasien enttypisiert (Es gibt nicht mehr das altsprachliche, neusprachliche und naturwissenschaftliche Gymnasium). In den Klassen 9 und 10 (die alten Klassenbezeichnungen werden abgeschafft) wird der Schüler nach seiner Wahl in der 3. Fremdprache (meist Französisch) oder in zwei zweistündigen Aufbau- oder Förderkursen in bekannten Fächern unterrichtet. Mit diesem Jahr nehmen regelmäßig die 10. Klassen des Humboldtgymnasiums an einem Skilehrgang in den Alpen teil. Die Oberstufenreform wird in Nordrhein-Westfalen eingeführt. In den Klassen 11–13 wird der Klassenverband aufgelöst; der Schüler wählt 2 Leistungskurse (6stündig) und mindestens 6 Grundkurse. Um ein möglichst großes Angebt zu sichern, kooperiert das Humboldtgymnasium mit dem Gymnasium Vogelsang in den Klassen 9–13.
1975:
Mit dem Neubau des Hauptgebäudes und der Sporthalle wird begonnen.
1978:
Am 15.04.1978 feiert das HGS sein 75jähriges Bestehen. Schüler, Eltern und Freunde der Schule werden zu einem Chorkonzert ins Pädagogische Zentrum der Schule eingeladen.
1985:
In der letzten Januar- und in der ersten Februarwoche fahren die zehnten Klassen zum zehnten Mal nach Balderschwang.
1988:
Die Humboldt Jazzband gibt im April ihre erste Session.
1993:
Der USA-Austausch beginnt mit dem Besuch einiger Oberstufenschüler in Naperville
1995:
Zum zwanzigjährigen Jubiläum der Balderschwangfahrten werden Geschenke mit den Gastgebern ausgetauscht.
1996:
Der Kontakt zur Wilhelm-Hartschen-Schule für Behinderte beginnt mit einem gemeinsamen Sportfest.
2001:
Eine Partnerschaft mit einer dauerhaften Zusammenarbeit zwischen dem Landschaftsverband Rheinisches Industriemuseum, Gesenkschmiede Hendrichs, und dem Humboldtgymnasium wird am 22. Mai mit einer Schülerkette und Vertragsunterschrift besiegelt.
2002:
Der Neubau an der Bebelallee, der neue Musik- und Mehrzweckraum und die neuen naturwissenschaftlichen Räume werden eingeweiht.
2003:
Das Humboldtgymnasium feiert das hundertjährige Bestehen der Schule mit einer einwöchigen Projektwoche und einem Festakt, bei dem 100 Minuten ca. 300 Schüler/innen kaleidoskopartig die Geschichte der Schule und ihr jetziges Selbstverständnis darstellen. Zum Abschluss der Festwoche treffen sich Ehemalige und Lehrer am 26. Juli zu einem großen Fest.