Gedenken gestalten
„Noch immer sprechen wir von Fremdenfeindlichkeit. Ich glaube, das ist ein irreführender Begriff. Es ist Menschenfeindlichkeit.“ so unser Ministerpräsident Hendrik Wüst am 30. Jahrestag, in Erinnerung an den Brandanschlag auf die Familie Genç. Am 29.Mai 1993 wurden Gürsün İnce, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Genç Opfer eines rassistisch motivierten Brandanschlags. Oberbürgermeister Tim Kurzbach betont in diesem Zusammenhang, dass Solingen durch eine solch grausame Tat eine Pflicht zugeschrieben bekommen hat. Solingen versucht „die Öffentlichkeit mit Blick auf die Ursachen und auf die Auswirkungen von Rassismus zu sensibilisieren und Missstände beim Namen zu nennen“. Die bedrückende Stimmung zeigt, dass der Schmerz dieser Familie tief sitzt. Trotzdem haben sie ihren Schmerz in eine Bewegung der Toleranz und Großzügigkeit verwandelt. Baustein dabei war Mevlüde Genç. Sie war Großmutter und Mutter der Opfer des Brandanschlages und gleichzeitig Friedensverfechterin. Selbst nach dem Anschlag und dem Leid hat sich Mevlüde Genç dazu entschieden, Solingen weiterhin als Teil ihrer Heimat wahrzunehmen. Sie prägt diese Bewegung mit dem Satz „Lasst uns Freunde sein!“, denn sie ist der Überzeugung: „Liebe lässt den Menschen leben, aber der Hass bringt den Tod“. Dies musste Mevlüde Genç durch den Verlust schmerzhaft erfahren.
Selbst nach dem Tod von Mevlüde Genç vergangenen Jahres sind ihre Spuren noch deutlich zu erkennen und werden gewertschätzt und bewahrt. Der Appell an eine Zukunft, in der Toleranz und Respekt zu gegenseitiger Anerkennung führt, ist während der Veranstaltung deutlich zu spüren. Unser Schulleiter Alexander Lübeck erkennt in diesem Zusammenhang den Auftrag der Schule einen Rahmen der Sensibilisierung und Aufklärung zu schaffen, insbesondere für die Erinnerungskultur von Solingen.
Diese Geschichte findet nicht in einem luftleeren Raum statt. Sie sollte der Wegweiser in eine Stadtgemeinschaft sein, in der eine „bunte Vielfalt“ und Integration gefördert wird und Diversität als Chance erkannt wird.“
Fiona S.
Im Vorfeld des Gedenkens ist ein Dokumentarfilm mit dem Titel entstanden: “Hört uns zu! Der Anschlag von Solingen” Mit diesem Link kann man sich die knapp 30-minütige Doku ansehen.
Außerdem ist umfangreich über die beiden Gedenktage, 28.05.2023/ 29.05.2023 in den Medien berichtet worden. Stellvertretend sei hier auf zwei Sendungen verwiesen:
Der knapp achtminütige Bericht “Als eine Asyldebatte Menschenleben kostete” beleuchtet das politische und gesellschaftliche Umfeld, in dem eine solche Tat möglich werden konnte.
Und schließlich hat der WDR live von der Gedenkveranstaltung am 29.05.2023 berichtet und den Stream ins Netz gestellt.
All dies erinnert daran, wie wichtig es ist, das eigene Handeln von gegenseitiger Achtung und einem freundschaftlichen, wertschätzenden Miteinander leiten zu lassen.