Auslandsaufenthalt während der Schulzeit

Unser Schulleiter Alexander Lübeck im Interview mit Antonia D. aus Solingen, Otto aus Atlanta (USA, beide EF) und Juan Pablo aus Valdivia (Chile, Klasse 9), die über ihre Erfahrungen bei Schüleraustauschprogrammen in den USA bzw. Deutschland berichten.
L.: Was hat euch motiviert, in ein anderes Land und an eine andere Schule zu gehen?
Antonia: Ich reise sehr gerne und liebe es, neue Kulturen kennenzulernen. Ich wollte einfach etwas Neues ausprobieren. Ich habe mich früh für den Austausch entschieden, mit 13 oder 14 Jahren angefangen, mich um Agenturen zu kümmern, und meine Eltern haben mich dabei unterstützt. Die USA haben mich besonders interessiert, vor allem wegen der Sprache. Es ging dann alles ziemlich schnell. Ich war mit der Organisation EF in den USA und das hat super geklappt.
Otto: Bei mir war es eine spontane Entscheidung hierher zu kommen. Die Schule in den USA war sehr anstrengend, und ich wollte mehr vom Leben haben als nur Schule. Innerhalb von einem Monat habe ich entschieden, nach Deutschland zu gehen. Ich habe vorher schon Deutsch gelernt und wollte meine Sprachkenntnisse weiter verbessern. Ich habe ein Vollstipendium über das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) erhalten.
Juan: Ich habe seit Beginn meiner Schulzeit von Auslandaufenthalten gehört. Es war immer ein Traum auch einen Auslandsaufenthalt zu machen und so viele neue Erfahrungen zu sammeln.
L.: Mit welcher Erwartung seid ihr hierhergekommen?
Otto: Viele Amerikaner denken, dass Deutsche Lederhosen tragen und das Oktoberfest das ganze Jahr über feiern. Wir wissen ja, dass das nicht so ist, aber ich habe Deutsche auch als höflicher wahrgenommen, als viele denken.
Juan: Ich hatte das Stereotyp im Kopf, dass alle sehr reserviert sind und nicht so nett. Aber das ist nicht wahr; die meisten Menschen sind wirklich freundlich. Deutschland ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe.
L.: In wie weit war das Schulleben in den USA anders als in Deutschland?
Antonia: In meiner Highschool gab es 800 Schüler pro Jahrgang und über 3000 insgesamt. Es war eine andere Welt — wie im Film.
Sport ist dort eine Hauptbeschäftigung und wurde sehr ernst genommen. Ich habe in der ersten Saison Schwimmen gemacht, mit 2,5 Stunden Training täglich und Wettkämpfen, das war schon tough, aber natürlich auch eine tolle Erfahrung. Im Winter bin ich nach der Schule dreimal die Woche Ski fahren gegangen, das war auch toll.
Ich fand die Auswahl an Wahlkursen super. Es gab über 70 Wahlkurse an meiner Highschool, über Kochkurse, Keramikkurse und Kinderbetreuungskurse, bei denen man lernte auf Babys aufzupassen.
L.: Was ist für euch besonders am Schulleben an einer deutschen Schule?
Juan: Für mich sind die Fächer hier in Deutschland exotisch, wie zum Beispiel Latein.
Otto: Am Humboldtgymnasium bin ich in der Band-AG und die macht viel Spaß. Die Freude steht im Mittelpunkt und in den USA waren 400 Schülerinnen und Schüler in der Band-AG und 200 in der Orchester-AG und da war ein ganz anderer Druck.
L.: Wie habt ihr den Kontakt zu den Gastfamilien hergestellt und wie waren eure ersten Tage hier bzw. in den USA?
Otto: Ich habe einen Brief an die zukünftige Gastfamilie geschrieben und die Gastfamilien suchen sich die Gastschülerinnen und ‑schüler anhand der Briefe aus. Erst kurz vorher habe ich Bescheid bekommen, wo es hingeht. Nachdem wir uns kennengelernt haben, sind wir ganz offen zueinander und ich fühle mich wohl.
Juan: Ich hatte tolle erste Tage, weil meine Gastfamilie sich sehr freut die chilenische Kultur kennenzulernen und sehr interessiert ist. Es ist eine nette Familie und die Chemie stimmt einfach.
Antonia: Meine Gastfamilie und ich hatten im Vorhinein Kontakt per Mail und FaceTime und da hatte ich bereits ein gutes Gefühl. Natürlich ist es erst komisch, wenn man alleine in einem anderen Land ist, aber ich habe mich so schnell eingewöhnt. Mir war es wichtig den Austausch über eine Organisation zu machen, bei der die Gastfamilie kein Geld bekommt und so war es wirklich so, dass die Familie einfach sehr interessiert an der deutschen Kultur war.
L.: Was ist (bisher) die beste Erfahrung im Ausland gewesen?
Antonia: Die Highschool war am tollsten. Ich habe es nie bereut und kann einen Auslandsaufenthalt nur empfehlen. Man lernt so viele neue Menschen kennen und hat hinterher einen ganz anderen Blick auf sein Leben zuhause.
Juan: Das Alltagsleben ist toll, weil jeder Tag eine neue Erfahrung ist.
Otto: Für mich ist am schönsten, dass alles so nah bei einander liegt und man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad überall hinkommt. In den USA ist immer ein Auto nötig.