Als Vol­un­teer in Tansania 

Ein Bericht unse­res EF-Schü­lers Col­lin Schoepe

Eines Tages lern­te ich Bir­git und Paul ken­nen. Paul war zu Besuch aus Tan­sa­nia. So fing alles an….

Ich lern­te Paul näher ken­nen. Ein geschätzt 14-jäh­ri­ger Jun­ge aus Tan­sa­nia, der von den Ein­drü­cken hier in Deutsch­land völ­lig fas­zi­niert und beein­druckt war. Er hat­te durch die Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on Q‑Ratio die Mög­lich­keit nach Deutsch­land, nach Solin­gen zu kom­men und sich unse­re Welt anzu­se­hen. 
Das Land, die Schu­le und das geord­ne­te Leben hier haben ihn zuerst über­for­dert und spä­ter fas­zi­niert. Er hat mir von sei­nem zu Hau­se in Afri­ka und sei­ner Schu­le erzählt, aber dies war für mich nur sehr schwer vor­stell­bar. Sei­ne Eltern leben in Lehm­hüt­ten in einem Stamm namens Loo­le­ra.
Er selbst durf­te in das Kin­der­zen­trum, um am afri­ka­ni­schen Bil­dungs­we­sen teil­zu­neh­men. Wir tausch­ten Num­mern aus und blie­ben auch, als er wie­der zurück in Tan­sa­nia war, in Kontakt.

Irgend­wann kam ich dann mit Bir­git und Jörg, den Vor­sit­zen­den der Q‑Ratio Orga­ni­sa­ti­on, ins Gespräch, wodurch sich für mich die Mög­lich­keit ergab, nach Tan­sa­nia zu rei­sen. Da muss­te ich nicht lan­ge über­le­gen und nutz­te die Chan­ce, wei­te­re Jugend­li­che wie Paul ken­nen­zu­ler­nen und die Din­ge, die er mir erzähl­te, mit eige­nen Augen zu sehen.

Ankunft in Tansania

So reis­te ich Ende Janu­ar 2025 für zwei Wochen nach Tan­sa­nia. Als ich am Flug­ha­fen in Kili­man­ja­ro nach 10 Stun­den Flug ankam, wur­de ich herz­lich empfangen.

Alle Kin­der vom Kin­der­zen­trum kamen zu mir gelau­fen. Ich war erst­mal über­for­dert, da ich dach­te, dass alle mich zugleich begrü­ßen woll­ten, doch Sie kamen, um mir mein Gepäck abzu­neh­men, und lie­ßen die Erwach­se­nen zuerst sich vor­stel­len. Die­ser Respekt und das Ver­hal­ten der Kin­der über­wäl­tig­te mich etwas und gab mir einen der ers­ten Ein­drü­cke von der ein­zig­ar­ti­gen Art der Kinder. 

In den nächs­ten Tagen lern­te ich alle ken­nen und somit auch die hilfs­be­rei­te, lie­be­vol­le, herz­li­che und inter­es­sier­te Art der Kin­der.  Auch eini­ge Erwach­se­ne und vor allem Ste­ven beglei­te­ten mich täg­lich und führ­ten mich durch die Städ­te und Stam­mes­dör­fer. Im Kin­der­zen­trum habe ich täg­lich mit den Kin­dern Mathe gelernt, Essen zube­rei­tet und Spie­le gespielt. Wir haben die von mir mit­ge­brach­ten Uten­si­li­en ken­nen­ge­lernt und ange­wandt, wie z.B. Heiß­kle­be­pis­to­le, Bunt­stif­te, Waf­fel­ei­sen, Waf­fel­teig. Da das täg­li­che Essen haupt­säch­lich aus Koch­ba­na­nen, Reis und Hafer­brei besteht, waren die Kin­der von den selbst geba­cke­nen Waf­feln – die Zuta­ten hat­te ich aus Deutsch­land mit­ge­bracht – über­wäl­tigt. Ich habe eini­gen Kin­dern das Schwim­men bei­gebracht. Dies war eine fan­tas­ti­sche Erfah­rung für mich, denn schwim­men zu kön­nen gehört dort eben­falls nicht zum Standard.

Ich habe Kin­der und jun­ge Erwach­se­ne im Alter von 5–20 Jah­ren ken­nen­ge­lernt, wel­che eine ganz ande­re Lebens­ein­stel­lung haben als wir. Kin­der in Tan­sa­nia wün­schen sich Bil­dung und Schu­le, doch ohne finan­zi­el­le Unter­stüt­zung  ist dies dort nicht zu erlan­gen. Paul, der durch sei­nen Auf­ent­halt in Deutsch­land neue Din­ge gese­hen und erlebt hat, hat ganz neue Vor­stel­lun­gen und Lebens­zie­le bekommen.

Durch das Kin­der­zen­trum wird den Kin­dern ein ande­rer Weg in die Zukunft geeb­net. So müs­sen sie nicht von klein an Zie­gen hüten, Land­wirt­schaft betrei­ben o.Ä. Die Fami­li­en, aus denen die Kin­der in das Kin­der­zen­trum kom­men, sind aller­dings nicht gewillt, ihre Kin­der dort hin­zu­ge­ben. Kin­der im Stamm zu hal­ten bedeu­tet dort Arbeits­kraft. Arbeits­kraft bedeu­tet überleben.

Schu­le und Unter­richt in Tansania´s Schulen:

Durch Besu­che in ver­schie­de­nen Schu­len bekam ich Ein­drü­cke von den  „Zustän­den“ in Tan­sa­ni­as  Schu­len. Die­se sind für uns kaum vor­stell­bar. Wir selbst durf­ten die Räum­lich­kei­ten nur begrenzt betre­ten, da die­se EINSTURZGEFÄHRDET sind. Die Schü­ler sit­zen beengt an Tischen, falls Tische vor­han­den sind, ansons­ten auf dem Boden. Bei den meis­ten besteht das Schul­ma­te­ri­al aus einem Stift und losen Blättern.

Küche bzw. Kan­ti­ne der Schule

Leh­rer in Afri­ka haben es eben­falls nicht ein­fach. Pro Klas­se gibt es ca. 50 Schü­ler. Wenn Leh­rer dort ein Gehalt erhal­ten, ist dies mini­mal. Sie erhal­ten eine miet­freie „Hüt­te“ zum Leben an der Schule. 

Küche in einer Lehrerunterkunft

Sani­tär­an­la­gen gibt es nicht wie bei uns. Sie bestehen aus einer Gru­be. Eine Ver­brei­tung von Krank­hei­ten, Viren und Bak­te­ri­en ist dadurch all­ge­gen­wär­tig. Am Ende mei­nes Auf­ent­halts habe ich mei­ne Urlaubs­apo­the­ke im Kin­der­zen­trum gelas­sen, da nicht mal ein Fie­ber­ther­mo­me­ter vor­han­den war.

Trotz der Armut sind die Kin­der glück­lich und haben Spaß, sie freu­en sich über jede Klei­nig­keit und wis­sen die­se sehr zu schätzen. 

Abend­li­cher Spaziergang

Ein gro­ßer Dank gilt mei­nen Eltern, Bir­git & Jörg Herich von Q‑Ratio e.V. und dem Schul­lei­ter Herrn A. Lübeck, dass mir die­se Rei­se ermög­licht wur­de, sowie Ste­ven als Leh­rer und Dol­met­scher, der mir vie­le Ein­drü­cke ermög­licht hat. Eine lebens­ver­än­dern­de Erfah­rung, die mich für mei­nen wei­te­ren Lebens­weg prägt. Ich wer­de die Kin­der und das Schul­zen­trum wie­der besu­chen und freue mich darauf.

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