IMG_9763
Humboldtbruder klein

Kunst­pro­jek­te und ‑aus­stel­lun­gen

Kunst­pro­jekt „Gol­den Ame­ri­ca – A Memoir“

Im Kunst-Grund­kurs Q2 sind im Früh­jahr 2021 acht Instal­la­tio­nen ent­stan­den, die die Bio­gra­phie „Gol­den Ame­ri­ca – A memoir“ von Bel­la Tabak künst­le­risch reflektieren.

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler haben in Holz­wür­feln mit einer Kan­ten­län­ge von 40 cm Räu­me ent­wor­fen, die die trau­ma­ti­schen Erin­ne­run­gen, Ängs­te, aber auch Hoff­nun­gen der in Solin­gen gebo­re­nen Jüdin auf­grei­fen und in aus­drucks­star­ke Bil­der umsetzen.

Bel­la Tabak erleb­te als Sie­ben­jäh­ri­ge im Novem­ber 1938 in der Pogrom­nacht den Über­fall von SS-Män­nern, die ihre Woh­nungs­ein­rich­tung zer­stör­ten und ihren Vater Sal­ly schwer miss­han­del­ten. Er wur­de danach zusam­men mit ande­ren jüdi­schen Män­nern aus Solin­gen in das KZ Dach­au gebracht. Nach sei­ner Ent­las­sung floh die Fami­lie zunächst nach Bel­gi­en, wo sie aber auch nicht sicher war, genau­so wenig wie in Frank­reich. Erst die wei­te­re Flucht in die Schweiz brach­te zwar Sicher­heit vor der Ver­fol­gung, aber bedeu­te­te auch eine vor­über­ge­hen­de Tren­nung von den Eltern, die hier als Deut­sche in Inter­nie­rungs­la­gern leben muss­ten. Erst nach dem Krieg konn­te Bel­la zusam­men mit ihren Eltern in die USA auswandern.

 

Hier geht es zur vir­tu­el­len Aus­stel­lung Gol­den Ame­ri­ca – A Memoir“ im Max-Leven-Zentrum.

Andor­ra – ein Kunst- und Literaturprojekt

in Koope­ra­ti­on des Hum­boldt­gym­na­si­ums mit dem Zen­trum für ver­folg­te Küns­te Solingen

 

„Der ver­meint­li­che Jude Andri lebt seit sei­ner Kind­heit in Andor­ra. Bis­her stell­te sein „Jud Sein” nie ein Pro­blem dar. Bis jetzt. Als er dann auch noch um die Hand von Bar­blin anhält, gerät alles aus dem Ruder. Ein Dra­ma vol­ler Vor­ur­tei­le, Anti­se­mi­tis­mus und einem Jun­gen mit fal­scher Ver­gan­gen­heit.“ (Klap­pen­tex­te der Schüler:innen für das Dra­ma Andorra)

Im Schul­jahr 2020/2021 beschäf­tig­ten sich alle 9. Klas­sen des Hum­boldt­gym­na­si­ums Solin­gen in ihrem Deutsch­un­ter­richt mit dem Dra­ma Andor­ra des Schrift­stel­lers Max Frisch.  In Form einer Para­bel wer­den in die­sem die weit­rei­chen­den Aus­wir­kun­gen von Vor­ur­tei­len the­ma­ti­siert – wie kann ich mei­ne eige­ne Iden­ti­tät bewah­ren, wäh­rend sich mei­ne Umwelt stän­dig ein Bild von mir macht und mich mit die­sem konfrontiert?

 

In dem Kunst- und Lite­ra­tur­pro­jekt […] soll­te das Dra­ma nicht nur auf der text­li­chen Ebe­ne ana­ly­siert wer­den, son­dern dar­über hin­aus eine krea­ti­ve Aus­ar­bei­tung anhand von Bil­dern und Ton­do­ku­men­ten statt­fin­den. Hier­für wur­den die ein­zel­nen Sze­nen – in Max Frischs Dra­ma Bil­der genannt – unter den ein­zel­nen Klas­sen auf­ge­teilt, zusam­men­ge­fasst und inter­pre­tiert. In Grup­pen­ar­beit wur­den dann die ana­ly­sier­ten Haupt­aus­sa­gen der jewei­li­gen geschrie­be­nen Bil­der in eine krea­ti­ve, bild­li­che Ebe­ne […] über­tra­gen. Die soge­nann­ten Zeu­gen­schran­ken des Dra­mas, wel­che zwi­schen den ein­zel­nen Sze­nen ste­hen, wur­den von den Schüler:innen ver­tont und mit einem „Shit­s­torm“, bestehend aus ein­zel­nen Stim­men und State­ments, in unse­re Gegen­wart über­tra­gen. Die­se sind über die jewei­li­gen QR-Codes mit­tels eines digi­ta­len End­ge­räts abruf­bar. Die Sprech­bla­sen for­dern den Betrach­ten­den dazu auf, aktiv Stel­lung zum Gesag­ten zu nehmen.

 

Text: A. Peter; Zen­trum für ver­folg­te Künste

„Andor­ra“ Pro­jekt des HGS in Koope­ra­ti­on mit dem Zen­trum für ver­folg­te Künste

Anti­se­mi­tis­mus, nur in einem Buch, oder doch noch Realität?

Anti­se­mi­tis­mus, Vor­ur­tei­le, Aus­gren­zung – mit die­sen The­men beschäf­tigt sich das krea­ti­ve Kunst- und Lite­ra­tur-Pro­jekt „Andor­ra“, wel­ches in Koope­ra­ti­on mit der Muse­ums­päd­ago­gik des Zen­trums für ver­folg­te Küns­te ent­stand. Die ehe­ma­li­ge 9. Jahr­gangs­stu­fe des Hum­boldt­gym­na­si­ums hat sich im ver­gan­ge­nen Jahr mit dem Dra­ma „Andor­ra“, ver­fasst von Max Frisch, auseinandergesetzt.

The­ma­ti­siert wird das Leben des ver­meint­li­chen Juden Andri, wel­cher mit Anti­se­mi­tis­mus, Vor­ur­tei­len, Aus­gren­zung und gesell­schaft­li­chen Zwän­gen zu kämp­fen hat. Ihren Ursprung fin­det die Geschich­te im Thea­ter, wes­halb das Dra­ma in 12 ver­schie­de­ne Bil­der auf­ge­teilt ist. Jedes Bild beschreibt somit eine unter­schied­li­che Sze­ne der Gesamt­hand­lung. Im Anschluss an die schu­lisch beding­te Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Dra­ma teil­ten sich Schü­le­rin­nen und Schü­ler in Grup­pen ein. Dar­auf­hin wur­den ein­zel­ne Bil­der an die­se Grup­pen zur Gestal­tung eines Pla­ka­tes ver­teilt. Auf die­sem Pla­kat konn­te man jeg­li­che Ideen, Gefüh­le und Gedan­ken visua­li­sie­ren und aus einem Bild eine spe­zi­el­le Hand­lung ver­an­schau­li­chen. Dies geschah mit Hil­fe diver­ser Kunst­ka­ta­lo­ge, aus denen pas­sen­de Zeich­nun­gen und Foto­gra­fien zur Gestal­tung der Col­la­gen ent­nom­men wurden.
Eine Beson­der­heit die­ser ein­zig­ar­ti­gen Aus­stel­lung sind zusätz­li­che Ton­auf­nah­men ver­schie­de­ner Figu­ren, wel­che sich über einen QR-Code abru­fen las­sen. Die­se wur­den im Raum der Radio-AG des Hum­boldt­gym­na­si­ums auf­ge­zeich­net. Die Audio­da­tei­en las­sen sich dann sowohl direkt vor Ort als auch Zuhau­se abspie­len. In den besag­ten Ton­auf­nah­men kann man die Zeu­gen­schran­ken – die Kom­men­ta­re unter­schied­li­cher Figu­ren – hören, nach­dem die Haupt­fi­gur Andri ver­schleppt und schließ­lich ermor­det wurde.
Dar­auf fol­gen Kom­men­ta­re und Gedich­te der Schü­le­rin­nen und Schü­ler, wel­che die­sen todes­ver­harm­lo­sen­den oder gar schuld­leug­nen­den Aus­sa­gen entgegenwirken.

Das bis­he­ri­ge Feed­back zu dem Pro­jekt zeich­net sich vor allem durch die posi­ti­ve Kri­tik der Besu­cher aus. Die aus­drucks­star­ken Col­la­gen in Zusam­men­hang mit den Ton­auf­nah­men zie­hen jeden in ihren Bann und ver­mit­teln in ihrer Ein­dring­lich­keit ein Schre­ckens­sze­na­rio der Judenverfolgung.
Aus die­sem Grund den­ken wir, dass die­se Aus­stel­lung nicht nur eine Ver­ständ­nis­hil­fe oder ein Schul­pro­jekt sei, son­dern noch viel mehr: Ein gutes Zei­chen, eine Erin­ne­rung, die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Anti­se­mi­tis­mus und ein Appell an die Gesell­schaft, mit dem man so vie­le Men­schen wie mög­lich errei­chen sollte.

29.08.2021
Hen­ri Baersch, Jonas Jacobs

Hum­boldt­gym­na­si­um Solin­gen, 9. Jahrgangstufe

Andorra
Zeich­nung: Hen­ri Baersch

 

Die Aus­stel­lung wird aktu­ell im Zen­trum für ver­folg­te Küns­te gezeigt und ist dort noch bis Frei­tag nach Jom Kip­pur (17.09.21) zu sehen. Im Anschluss gibt es sie im Hum­boldt­gym­na­si­um Solin­gen zu sehen.

 

Fotos:

B. Frit­sche; Zen­trum für ver­folg­te Künste

 

 

Zen­trum für ver­folg­te Küns­te | Cen­ter for Per­se­cu­ted Arts

Wup­per­ta­ler Str. 160

42653 Solin­gen