Abenteuer Balderschwang 2022
Skifahrt des Humboldtgymnasiums: Eine Reportage über den Schnee, das Skifahren… und Corona.
Von Mona Karthaus und Natalie Romanov
Glitzernder Schnee. Strahlende Sonne. Kühle, frische Luft. Eine weiße Wunderlandschaft wie aus dem Märchenbuch. Tiefgrüne, große Tannen umrahmen die Piste. Ich hole kurz Luft und lasse mich auf den Hang zugleiten. Angespannt, denn der Hang ist steil. Es geht los. Für einen Moment habe ich das Gefühl, dass ich über meine Skier stolpern werde. Ich ringe um Balance. Nach der ersten Kurve gelingt es mir glücklicherweise, mein Tempo zu drosseln und nach und nach die Kontrolle über meine Skier wieder zu gewinnen. Es bedarf an Konzentration, um in der Reihe meiner Mitschüler zu bleiben, aber allmählich werde ich sicherer. Das letzte Stück kann ich meine Skier frei fahren lassen. Ich spüre wie ich immer schneller werde, aber dieses Mal stehe ich sicher auf meinen Skiern. Der Wind rauscht um meine Ohren und meine Beine werden immer leichter. Ich fliege über den Schnee – ein befreiendes Gefühl.
Trotz der Umstände fand dieses Jahr im Januar wieder die Skifahrt der Jahrgangstufe 10 des Humboldtgymnasiums nach Balderschwang bzw. nach Bolsterlang statt. Am Sonntag, dem 16. Januar, fuhren pünktlich um 4 Uhr morgens zwei Busse los, aus logistischen Gründen Jungen und Mädchen getrennt. Gegen Nachmittag haben wir dann endlich die Unterkünfte erreicht. Während die meisten Jungen im Hörnerhaus in Bolsterlang schliefen, wurden die Mädchen und 10 weitere Jungen im Schwabenhof in Balderschwang untergebracht.
Im Schwabenhof angekommen, waren wir überrascht wie modern und groß die meisten Zimmer waren: So gab es beispielsweise in unserem Viererzimmer einen kleinen Flur, ein Badezimmer, ein Schlafzimmer mit zwei Betten, einen Wohnraum mit einer Schlafcouch und sogar eine Küche, die wir allerdings nicht nutzten.
Der Alltag der gesamten Skifahrt war durch Mahlzeiten und Ski-Kurse sehr eng strukturiert. Je nach Wetter sind wir normalerweise immer vormittags und nachmittags Ski gefahren, an anderen Tagen wurde nachmittags Unterricht durchgeführt. Dabei bearbeiteten wir Materialien aus dem Deutsch‑, Englisch- und Matheunterricht. An manchen Tagen blieb aber auch noch Zeit, um das Dorf Balderschwang zu besuchen oder im Schwabenhof-eigenen-Restaurant zu essen. Persönliche Favoriten von uns waren etwa der heiße Kakao, verschiedene Kuchenstücke mit Sahne oder auch der Germknödel mit Vanillesoße. Besonders nach einem langen Tag draußen in der Kälte, waren diese Momente im Restaurant mit den Klassenkameraden und Freunden einfach unbeschreiblich schön. Nach dem Abendbrot hielten wir uns häufig in den Gemeinschaftsräumen auf, wo wir unter anderem viele Gesellschaftsspiele spielten.
Der Besuch des Dorfes Balderschwang war auch möglich. Allerdings zog sich dieser Weg doch ganz schön in die Länge: Laut Google Maps beträgt die Strecke 2,3 Kilometer, was einer halben Stunde entspricht. Hin und zurück war man also schon eine gute Stunde unterwegs. Das verschneite kleine Dorf fügte sich schön in die Landschaft, aber außer einer kleinen Kirche, teuren Restaurants und anderen Hotelanlagen gab es nicht viel. Besonders angetan waren wir von einem Dorf-typischen ‚‚Käseautomaten‘‘, die tatsächlich neben Käse und Wurst auch Kekse und andere Süßigkeiten im Sortiment hatten.
Da wir die Zeit vor allem so intensiv für das Skifahren genutzt haben, wurden auch schnell Fortschritte sichtbar. Zunächst wurden die Schüler natürlich je nach Leistung in verschiedenen Gruppen eingeteilt: Dabei gab es verschiedene Anfänger- und Fortgeschrittenengruppen. Innerhalb des ersten Tages schafften es auch fast alle Anfänger den kleinen Übungshügel herunterzufahren: Zunächst lernten wir Anfänger Grundtechniken wie den Pflug, später kamen Kurvenfahren und weitere Feinheiten dazu. Währenddessen fuhren die Fortgeschrittenen auch schwierigere Pisten wie zum Beispiel die schwarze Piste. In den folgenden Tagen wurden wir Anfänger nochmal in unterschiedliche Gruppen verteilt, da das Lerntempo natürlich verschieden war. Auch die Pisten änderten sich: zunächst der Übungshügel und dann schon ein etwas steilerer Hang einer blauen Piste. Am Ende der ersten Wochen konnten dann selbst die meisten Anfänger ganze blaue Pisten und rote Pisten fahren.
Glücklicherweise war das Wetter ausgesprochen schön und meistens sonnig. Das Skifahren fiel dadurch deutlich leichter und auch die Ausflüge konnten so öfter stattfinden. Besonders angetan hatten uns die typischen bayerischen Wirtshäuser, traditionell aus Holz gebaut und mit schneebedeckten Dächern und hängenden Eiszapfen. Der Ausblick auf die Winterlandschaft entsprach hohen, sonnenreflektierenden Gipfeln, verschneiten Tannen und weiten glitzernden Schneefeldern, auf denen die eine oder andere Schneeballschlacht stattfand.
So kam es, dass wir nach und nach die prekäre Lage, die währenddessen aufgrund der steigenden Inzidenzzahlen zu Hause herrschte, schon ganz vergessen hatten, als die beunruhigende Nachricht der Gruppe aus Bolsterlang eintraf. Sie hatten einen positiven Coronafall und mussten nach nur wenigen Tagen wieder abreisen. Die Enttäuschung war groß, denn sie waren nur wenig Ski gefahren. Nun waren auch wir beunruhigt.. wie lange würde es dauern bis wir einen positiven Fall haben würden? War das überhaupt fair der anderen Gruppe gegenüber, unseren Aufenthalt zu genießen?
Doch uns erging es deutlich besser. Den ersten Coronafall – es war wohl unvermeidlich – gab es erst nach circa einer Woche, wenig später kam eine weitere Infektion dazu. So kam es, dass wir im Endeffekt nur zwei Tage vor dem geplanten Datum abreisen mussten. Allerdings waren die wenigen Tage kein großer Verlust und, da sich niemand ebenfalls infizieren wollte, waren wir, ehrlich gesagt, fast erleichtert über die verfrühte Rückfahrt. So genossen wir den letzten Tag auf der Piste und hielten uns sicherheitshalber trotz negativer Schnelltests von anderen Skiläufern fern. Zu Hause angekommen organisierte die Schule uns PCR-Tests und einige unserer Gruppe erwiesen sich als Corona-positiv. Offensichtlich ist die Omikron-Variante höchst ansteckend. Daher befanden sich viele nach der Ankunft in einer einwöchigen Quarantäne bis der Schulbesuch wieder möglich war. Schwere Krankheitsverläufe gab es nicht, über das Risiko einer Infektion und den damit verbundenen Konsequenzen wurden wir und unsere Eltern im Vorfeld informiert.
Im Nachhinein betrachtet, blicken wir mit gemischten Gefühlen auf die Skifahrt zurück, dennoch sind wahrscheinlich die meisten, vor allem aus der Balderschwang-Gruppe – froh, gefahren zu sein. Trotz der etwas holprigen Rückkehr konnten viele schöne Erinnerungen mitgenommen werden wie das Skifahren bei bestem Wetter und das Zusammenleben in der Gemeinschaft. Letztendlich sind es diese Dinge, die eine solche Fahrt ausmachen.