Poli­zei Crash-Kurs für die Q2 – geeig­net als Unfallprävention?

Acht Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten im PZ, Schul­sa­ni­tä­te­rin­nen und ‑sani­tä­ter an den Aus­gän­gen und eine bedrü­cken­de Atmo­sphä­re. Am Frei­tag, dem 11.02.2022, hat für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Q2 der Crash-Kurs NRW statt­ge­fun­den.

Von Sina Hennig 

Wäh­rend der Schul­zeit sind eini­ge Beam­tin­nen und Beam­te der Solin­ger Poli­zei zum Hum­boldt­gym­na­si­um gekom­men, um durch Betrof­fe­nen­be­rich­te und ein­präg­sa­me Bil­der vor Ver­kehrs­un­fäl­len sowie deren Ursa­chen zu war­nen und zu ver­ant­wor­tungs­be­wuss­tem Ver­hal­ten im Stra­ßen­ver­kehr zu ani­mie­ren. Hier­bei ging es dar­um, den fast Erwach­se­nen und teil­wei­se bereits selbst fahr­tüch­ti­gen Schü­le­rin­nen und Schü­lern in rea­lis­ti­scher Wei­se zu zei­gen, was unauf­merk­sa­mes und unver­ant­wort­li­ches Auto­fah­ren für Fol­gen haben kann. 

Für die meis­ten Fahr­an­fän­ge­rin­nen und Fahr­an­fän­ger ist die­ses The­ma häu­fig weni­ger prä­sent – etwas,  das man nur aus Zei­tun­gen, dem Fern­se­hen oder Fil­men kennt, und selbst da wer­den die grau­sa­men Details und die Auf­ar­bei­tungs­pro­zes­se oft nicht gezeigt. Die Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten haben bei der Ver­an­stal­tung dafür gesorgt, dass sich eben die­ser Gedan­ke ver­än­dert. Auf rea­lis­ti­sche und har­te Wei­se haben sie Unfall­sta­tis­ti­ken benannt, bru­tal-rea­lis­ti­sche Bil­der gezeigt und Ver­kehrs­un­fall­ge­schich­ten erzählt – Situa­tio­nen, die sie in ihrem Job lei­der viel zu oft durch­le­ben müs­sen. Dabei haben sie nichts ver­harm­lost, im Gegenteil. 

Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler haben die unge­fil­ter­te Wahr­heit des­sen auf­ge­zeigt bekom­men, was pas­sie­ren kann und sta­tis­tisch gese­hen bei vie­len auch pas­sie­ren wird, wenn sie unver­ant­wort­lich fah­ren. Dabei ging es nicht nur um die Fah­rer selbst, die sich gefähr­den. Nein, denn „ihnen kann es egal sein, sie sind ja dann tot“, so die Äuße­rung einer 24-jäh­ri­gen Poli­zis­tin an die­sem Tag. Das Haupt­au­gen­merk wur­de vor allem auf die Ange­hö­ri­gen die­ser Men­schen gelegt. Im Durch­schnitt sind es vier enge Freun­de, elf nahe Ver­wand­te, über 40 Ein­satz­kräf­te und zahl­rei­che wei­te­re ent­fern­te­re Ver­wand­te, die lei­den, wenn ein Mensch sein Leben bei einem Ver­kehrs­un­fall verliert. 

Ruhig wur­de es vor allem, als ein Poli­zist ver­deut­licht hat, dass ein bis zwei von den anwe­sen­den Leu­ten im Raum eben genau das pas­sie­ren wird. Ein bis zwei der anwe­sen­den Schü­le­rin­nen und Schü­ler wer­den sta­tis­tisch gese­hen in den nächs­ten zehn Jah­ren bei einem Ver­kehrs­un­fall töd­lich ver­un­glü­cken. Fak­ten, die den Schü­le­rin­nen und Schü­lern so nicht bewusst waren. Fak­ten, die sie zum Nach­den­ken ange­regt haben. Fak­ten, an die sie sich hof­fent­lich erin­nern, falls sie sich jemals in einer die­ser kri­ti­schen Ent­schei­dungs­si­tua­ti­on befinden. 

In den spä­te­ren Gesprä­chen mit den Kur­sen und den jewei­li­gen Fach­lehr­kräf­ten hat sich her­aus­kris­tal­li­siert, dass vie­le Schü­le­rin­nen und Schü­ler sehr mit­ge­nom­men waren. Die Geschich­ten, die die Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten erlebt haben, waren durch die rea­lis­ti­sche Dar­stel­lung auf ein­mal nicht mehr so weit ent­fernt. Vie­le der Anwe­sen­den waren wäh­rend der Ver­an­stal­tung sehr betrof­fen. Sie haben ange­fan­gen, sich dar­über Gedan­ken zu machen und sich selbst in die­ser Situa­ti­on zu sehen. Wie sich her­aus­ge­stellt hat, hat dazu vor allem ein jun­ger Mann bei­getra­gen. Er ist kein Mit­glied der Poli­zei, son­dern ein jun­ger Erwach­se­ner genau wie die Schü­le­rin­nen und Schü­ler im Raum. Er hat vor Kur­zem einen guten Freund durch einen tra­gi­schen Motor­rad­un­fall ver­lo­ren. Durch sei­ne emo­tio­na­le Geschich­te hat er die Schü­le­rin­nen und Schü­ler sehr zum Nach­den­ken ange­regt. Er hat gezeigt: Es kann jedem pas­sie­ren, jeder­zeit, ohne dass man damit rech­net, ohne Vorwarnung.

Hat die Ver­an­stal­tung also ihren Zweck erfüllt?

Teil­wei­se bestimmt. Viel­leicht aber nicht bei allen. Es gibt immer Men­schen, die so etwas nicht an sich her­an­las­sen und es gibt sicher­lich auch vie­le, die die Bil­der und Geschich­ten schon wie­der ver­ges­sen haben. Doch ins­ge­samt war deut­lich erkenn­bar, dass der Crash-Kurs NRW eine sehr gute Mög­lich­keit gewe­sen ist, um jun­gen Men­schen den nöti­gen Respekt vor dem Stra­ßen­ver­kehr zu ver­mit­teln und zu einem gewis­sen­haf­ten Umgang mit Ver­kehrs­re­geln zu ver­an­las­sen. Hat man nach den Geschich­ten der Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten in die Gesich­ter der Schü­le­rin­nen und Schü­ler geblickt, dann hat man gese­hen, dass die­se Ver­an­stal­tung bei vie­len defi­ni­tiv einen blei­ben­den Ein­druck hin­ter­las­sen hat. Und selbst wenn es nicht bei allen so war, hat die­se Ver­an­stal­tung ihren Zweck sicher­lich erfüllt – näm­lich dann, wenn durch sie auch nur ein Unfall ver­hin­dert wer­den kann, weil sich jemand im ent­schei­den­den Moment an die erzähl­ten Geschich­ten und gese­he­nen Bil­der erinnert.

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