Am 19.Oktober 2003 haben das vom Landschaftsverband Rheinland betriebene Rheinische Industriemuseum und das Humboldtgymnasium mit einem feierlichen Akt eine Arbeitsgemeinschaft beschlossen.
Eine Schülerstafette durch das Lochbachtal stellte auch für die Öffentlichkeit sehr eindrucksvoll eine Verbindung zwischen den beiden Einrichtungen her.
Mit Hilfe der Stafette fanden ein Leisten (Werkzeug für die Scherenherstellung) sowie ein symbolischer Schlüssel des Humboldtgymnasiums den Weg in die jeweilige Partnereinrichtung. Zur Erinnerung erhielten alle Schülerinnen und Schüler einen Schlüsselanhänger, der an einem der Museums-Fallhammer geprägt worden ist.
Museumspädagogik wird am Solinger Schauplatz des RIM großgeschrieben. Die Zusammenarbeit mit der Institution Schule war von Anbeginn an ein nicht zuletzt in der Konzeption mit der Dauerausstellung tief verankertes Grundanliegen des Museums. Seit Jahren hat dieses mit großem Erfolg die Kontakte zu Solinger und auch auswärtigen Schulen ausbauen und intensivieren können.
Bereits parallel zum Aufbau wurden aus der Überzeugung heraus, dass die Schulen der mit Abstand wichtigste Adressat des Museums sind, große Anstrengungen im Bereich der Museumspädagogik unternommen. Dabei sind eine Fülle von Materialien entstanden, die im Schulunterricht Verwendung finden. Auf der anderen Seite haben sich viele Schulen heute stärker nach außen hin geöffnet. Als Ort des Lernens qua Erfahrung bietet sich das Museum mit seinen vielseitigen Möglichkeiten hierbei an erster Stelle an. Ziel der Arbeitsgemeinschaft war es, diese Potentiale für beide Seiten durch eine kontinuierliche Kooperation optimal zu nutzen und weiter zu entwickeln. Das Museum erhoffte sich, die Bedürfnisse der Schulen noch besser kennen zu lernen und seine Angebote noch gezielter hierauf abstellen zu können.
Die intensive Zusammenarbeit mit einer Schule sollte diese befähigen, das gesamte didaktische Spektrum der didaktischen und museumspädagogischen Möglichkeiten fächerübergreifend zu nutzen und zu erschließen. Nach nun mehr als vier Jahren Arbeitsgemeinschaft lässt sich eine überaus positive Zwischenbilanz ziehen. Hierbei wären zunächst einmal die klassischen Aktionsfelder historischer Bildung zu sehen. Abgesehen davon, dass die Differenzierungskurse Erdkunde/Geschichte in den Jahrgangsstufen neun und zehn regelmäßig einen Schwerpunkt zur Solinger Industriegeschichte mit mehreren Museumsbesuchen erarbeiten oder dass im Rahmen freiwilliger Ergänzungskurse im wissenschaftspropädeutischen Sinne im Museum sehr engagiert an sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Themen gearbeitet wird, hat sich auch auf der Ebene der Facharbeiten eine Intensität der Zusammenarbeit entwickelt, die weit über das mit anderen Schulen erreichte Maß hinausgeht. Trotz Zentralabitur und verkürzter Schulzeit soll auch in Zukunft die Kooperation mit dem Museum durch die Institutionalisierung eines Kurses zur Industrialisierung in den Jahrgangsstufen 11 und 12 untermauert werden. Es ist daran gedacht, die eingespielte inhaltliche Zusammenarbeit in Zukunft in ein europäisches Projekt mit Partnerschulen/-einrichtungen, möglicherweise an anderen Schneidwarenstandorten, einzubringen. Wie schon bei vorangegangenen Projekten wird hierbei dem bilingualen Unterricht eine besondere Rolle zu kommen.
Die Intensivierung der Beziehung Schule und Museum reicht jedoch inzwischen weit über die Ebene des historisch-politischen Unterrichts hinaus. Beispiele hierzu sind die Kunstausstellungen, die im Rahmen von Leistungskursen der Oberstufe auf einem hohen Niveau und zum Teil unter Bezugnahme auf die thematische Sonderausstellungen des Museums entstanden sind. Auch Theatheraufführungen sind inzwischen mehrfach mit großem Erfolg in den Kontext und in das Ambiente des Museums gerückt worden.
Der bisherige Höhepunkt der Präsentation vielfältiger Kulturangebote war die Ende 2005 durchgeführte Kulturnacht mit einem wahren Feuerwerk von auf das Umfeld des Museums abgestimmten Angeboten und Aktionen, die mehr als 2.000 Besuchern angezogen hat und Ende 2007 (Anmerkung: 2009 und 2011 fanden auch jeweils Humboldt Kulturnächte statt) wiederholt wurde. Die wesentlichen Voraussetzungen dafür, dass die Arbeitsgemeinschaft eine so erfolgreiche Entwicklung nehmen konnte, sind and erster Stelle sicherlich darin zu sehen, dass zwischen den beteiligten Personen von vornherein ein absoluter Gleichklang im Hinblick auf die Zielsetzungen bestand, die auf beiden Seiten mit großer Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit verfolgt werden.
Regelmäßige Arbeitstreffen eines fest mit der Ausfüllung der Partnerschaft beauftragten Teams sind ebenso sichtig wie die Fähigkeit der Schulleitung, alle Kolleginnen und Kollegen für die Partnerschaft zu begeistern. Mit Hilfe der Kulturnacht ist es seinerzeit gelungen, auch die letzten Zweifler zu überzeugen und das schulübergreifende Engagement für die Arbeitsgemeinschaft fächerübergreifend auf eine dauerhaft solide Basis zu stellen. Neue Lehrkräfte werden jedes Jahr systematisch an das Museum herangeführt. Das Museum ist in der Schule mit einer kleinen Ausstellung, mit einer Inszenierung und Großexponaten deutlich präsent, so dass auch die Schüler jeden Tag an die Arbeitsgemeinschaft erinnert werden, die sie einst mit ihrer Stafette begründet haben.
Quelle: Medienbrief 02/2007 „Schule trifft Kultur”, Artikel von Joachim Putsch